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Farvann im Interview – Gefangen im kreativen Käfig?

YouTube? Kennste? Klar. Spielt nur leider nie beim Bierpong mit. Egal. Dafür gibt es da drin ja Leute, die mit dem einsamen Metaler zusammen einen saufen. Wir haben so einen gefunden und ihn ein bisschen befragt. FARVANN bespricht regelmäßig bei einem ausgewählten Bier verschiedene Themen rund um Black Metal und greift dabei gerne auch mal selbst zur Klampfe. Was er zu sagen hat? Lest selbst

S: Klassische Einstiegsfrage Wie geht es dir?
F: Ich kann nicht klagen, danke! Als Herbst- und Winterliebhaber bricht für mich jetzt die beste Zeit des Jahres an. Leider hab‘ ich nur noch 4 Urlaubstage, haha.

S: Für Leute, die dich nicht kennen: wie würdest du deinen Content beschreiben?
F: In kurz: Ich versuche unterhaltsame und lustige Videos über die Klischees des (Black) Metal zu machen, ohne dabei die Musik als solches lächerlich darzustellen.

Ich unterteile meinen YouTube-Kanal gerne in drei unterschiedliche Bereiche: Musik, Sketche und sogenannte Tutorials.

„Musik“ ist genau das, wonach es klingt: Ich mache entweder Cover von Stücken, die ich mag oder mir was bedeuten, oder ich schreibe selbst Songs. Das geht dann von Punk über DSBM zu Death Metal. Dazu zählt allerdings nicht DURBATULUK, denn das versuche ich so gut es geht von Farvann zu trennen, auch wenn das manchen Zuschauern scheinbar echt schwerfällt.

Man könnte sagen, dass der Bereich „Musik“ der seriöseste Teil meines Kanals ist, denn da gibt’s keine Comedy, blödes Gelaber oder Ähnliches.

„Sketche“ sind dann kurze, knackige Videos, die eigenartiges Verhalten oder Stereotype der Metal-Szene thematisieren. Manchmal mit ein wenig Moral zwischen den Zeilen, manchmal einfach nur ziemlich deppert. Dazu gehört dann auch meine Mini-Serie HIGH GAIN, in die ich damals mein gesamtes Können als Videoeditor und „Drehbuchautor“ gesteckt hab, haha.

Zu guter Letzt die „Tutorials“, die meinem Kanal im Jahr 2017 die ersten Zuschauer beschert haben. Hier versuche ich, in mehr oder weniger lustiger Manier, bestimmte Genres oder Bands zu beleuchten und Alleinstellungsmerkmale aufzuzeigen, um dann letzten Endes ein komplettes Lied im Stile des Genres bzw. der Band zu produzieren. Damit sind die „Tutorials“ letztlich ein Mix aus den ersten beiden Bereichen. Und damit natürlich auch die mit Abstand aufwändigsten Videos.

S: Hast du den Eindruck, mit deinen Inhalten eine gewisse Sparte bei YouTube zu füllen?

F: Um meinen Platz im YouTube-Kosmos mache ich mir tatsächlich wenig Gedanken. Bis auf meinen Kollegen von „Zimorog Band“ kenne ich allerdings auch keinen, der ähnliche Videos macht. Also nicht zu ernst aber auch vor allem nicht zu albern. Die meisten sind entweder das eine oder das andere und wir bewegen uns da scheinbar in der Mitte. Ein bisschen auf Messers Schneide natürlich, hahaha.

S: Humor und Black Metal ➝ außer bei Sänger von ABBATH eher selten. Wie sind bei dir so die Rückmeldungen auf deine Videos?

F: Was mir vor allen Dingen auffällt ist, dass je älter die Zuschauer sind, desto eher begreifen sie, was ich da eigentlich mache. Ich hab‘ noch nie negatives Feedback von Leuten über 30 bekommen, ganz im Gegenteil. Viele von denen sind auch eher stille Zuschauer, die mich eher auf einem Konzert ansprechen, statt einen Kommentar auf YouTube zu schreiben.

Es sind tatsächlich eher die jüngeren Leute, die Probleme mit den Videos haben. Woran das liegt, kann ich nur mutmaßen. Vielleicht sind sie einfach noch nicht lange genug dabei, um zu verstehen, dass ich mich nicht über Black Metal lustig mache, sondern schlichtweg Klischees übertreibe. Oder vielleicht denken sie, dass sie sich schützend vor den Black Metal stellen müssen, damit der blöde, alberne Farvann ihre vor kurzem entdeckte neue Lieblingsmusik nicht kaputtmacht. Dass ein unwichtiger, kleiner Hobby-YouTube-Kanal dazu gar nicht in der Lage ist, ist ein ganz anderes Thema. Oder anders gesagt:

Macht euch keine Sorgen, Kids. YouTube hat nicht die Macht, Black Metal zu zerstören. Und falls das doch tatsächlich der Fall ist, dann hat Black Metal es auch verdient, zu sterben, zwinkerzwinker.

S: Ein Freund von mir aus Spanien kennt dich und mag deine Videos. Bekommst du öfter auch Nachrichten von Zuschauern außerhalb des deutschsprachigen Raums? Deine Videos sind ja auch auf Englisch.

F: An der Stelle kann ich sogar mit Statistiken glänzen. Hier die Top 5 der Länder, aus denen die meisten Zuschauer kommen:

  • USA (20%)
  • Deutschland (13%)
  • Russland (5%, ja ich bin auch überrascht)
  • Großbritannien (5%)
  • Polen (5%)

Dementsprechend ist der Großteil der Nachrichten auf Englisch. Ich glaube viele wissen auch gar nicht, dass ich aus Deutschland komme. Anfangs wurde ich für einen Skandinavier gehalten. Klar, dass Englisch nicht meine Muttersprache ist, merkt man schnell. Aber selbst deutsche Zuschauer wundern sich manchmal, wenn sie rausfinden, dass ich quasi aus der Nachbarschaft komme.

Tatsächlich wurde mein Englisch im Laufe der Zeit deutlich besser. Wenn ich mir die alten Videos anschaue, bekomm‘ ich beinahe Gänsehaut, haha.

S: Hast du selbst schon überlegt, neue Formate auszuprobieren?

F: Das tue ich hin und wieder mal, beispielsweise wenn ich einen Kurzfilm mache oder ernste Themen anspreche. Aber solche Videos trifft dann oft der YouTube-Fluch, denn die Plattform bzw. die Zuschauer haben es gar nicht gern, wenn man kanal- oder themenfremde Dinge ausprobiert. Da wird man sofort abgestraft und das Video verschwindet im Nirwana.

Dadurch „zwingt“ YouTube einen dazu, sich möglichst in seiner Blase aufzuhalten und bloß nichts Neues anzufangen. Ein kreativer Käfig sozusagen. (Ganz nebenbei fördert YouTube mit diesem Verhalten das Entstehen von Echokammern und wo das hinführt, kann man zur Genüge auf Social Media beobachten). Und obwohl ich mir dessen bewusst bin, pfeif‘ ich manchmal drauf. Schließlich ist das immer noch mein Hobby und ich will mir nicht bis in Details vorschreiben lassen, was ich zu tun hab, nur damit es so vielen Zuschauern wie möglich gefällt. Aber hin und wieder sollte man sich auch beugen, weshalb ich nächstes Jahr zwei Formate (Q&As und Meme-Reviews) vorerst auf Eis legen werde. Zwei Fliegen mit einer Klappe, denn die beiden Formate waren ohnehin nicht mehr so unterhaltsam wie früher.

S: Hast du bei Zuschauern während der Pandemie eine Veränderung bemerkt?

F: Nicht wirklich. Man merkt nur, dass die Leute seitdem mehr Zeit auf YouTube verbringen.

S: Hast du generell Pläne für die Zukunft?

F: Mein langfristiges Ziel ist es komplett vor der Kamera zu verschwinden (bis auf Eric & Frank TV) und dann nur noch für Andere die Kamera zu führen und Videos zu produzieren/editieren. Das macht mit Abstand am meisten Spaß. Mittelfristig werde ich wahrscheinlich das ein oder andere Musikvideo für befreundete Bands und – falls ich es mal nach Österreich schaffe – einen Kurzfilm mit meinem Kumpel „Futschas Ananas“ drehen. Dass ich da jemals einen Beruf draus machen kann, ist aber vermutlich reine Träumerei.

In Sachen Bands bleibt vermutlich alles beim Alten, wobei Hymir nun im Grunde als „fester Sessiondrummer“ bei DURBATULUK dabei ist. Für DOCUMENT 6 nehmen wir – wie eigentlich permanent – neue Songs auf. So ein 30-minütiges Album mit 20 Songs schreibt sich irgendwie doch nicht von selbst.

S: Ist Vernetzung innerhalb der Szene für dich ein Thema? Gibt es für dich so etwas wie eine Community von Leuten, die online zum Thema Metal etwas machen?

F: Als professioneller Eigenbrötler tu ich mich da etwas schwer. Ich habe Kontakt zu den kleinen und großen Metal- und Gitarren-YouTubern, die man so kennt. Aber bis auf internen YouTube-Kram wird sich da relativ selten stärker vernetzt. Und wenn, würde ich vermutlich ohnehin nicht mitmachen, hahaha. Kürzlich hab‘ ich den Lykanthrop kennengelernt, vermutlich am besten bekannt als Gitarrist von AGRYPNIE und Ex-Schlagzeuger von NARGAROTH und nun Live-Sänger bei BATUSHKA. Mit ihm gibt es zumindest schonmal Pläne für das ein oder andere gemeinsame Video.

Abseits dessen ist Vernetzung eigentlich nicht existent. Vor allem, da ich am Wochenende entweder selbst ein Konzert spiele oder eben Videos drehe. Da bleibt keine Zeit für regelmäßige Konzertbesuche.

S: Gibt es sonst noch Themen, Gedanken o.ä., was dir wichtig ist?

F: Leute, nehmt den Quatsch im Netz nicht zu ernst. Der Wahnsinn dort draußen in der Realität ist nicht ansatzweise so schlimm, wie man denkt. Darum schließ ich auch gern mit den Worten meines Kumpels und YouTube-Kollegen, dem Goreminister, ab:

„Zuviel Internet ist ungesund und jetzt abschalten!“.

 

FARVANN ist, wie man in seinen Videos unschwer erkennen kann, ein grundsympathischer Kerl und macht wirklich authentischen Content. Dass es im Metalbereich eine relativ kleine Blase an Leuten gibt, die abseits der Agenturen etc. Content bringen, ist klar und auch eigentlich recht beruhigend. Und solange so jemand wie FARVANN da mit drin hängen, braucht man sich auch keine Sorgen machen, bei dem, was es gibt, unterhalten zu werden und Austausch zu haben.

Direkt zum Kanal. 

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Interview mit InVisions – Pain in the ass und Spaß dabei

Die Hyäne gibt es ja doppelt. Im Müchner Raum tanzt sie nochmal herum. Und hört dort ebenfalls Metal und Co. Also, wenn da mal jemand spielt, geht’s hin. Diesmal ins Backstage zu INVISIONS. Vor deren Konzert hat sich Lorenz, das Doppel, deren Sänger Ben eingefangen und eine Runde mit ihm gequatscht.

S: Hey Ben, schön, dich hier zu treffen! Ist das eure erste Tour nach der Pandemie!

B: Nein, das ist bereits die zweite. Wir sind froh, wieder raus und unterwegs zu sein. Es hat sich gefühlt nicht viel verändert, aber wir haben wirklich einfach viel Spaß daran, wieder auf Tour zu sein.

S: Denkst du, im Verhalten oder der Zusammensetzung vom Publikum hat sich etwas verändert?

B: Ich habe den Eindruck, dass die Leute in den Lockdowns gemerkt haben, wie ihnen das fehlt und dass sie diese Zeit verlieren, quasi etwas verpassen. Als alles wieder zur „Normalität“ zurückkehrte, haben sie sich auch wieder auf ihre Liebe zur Musik besonnen. Das Publikum ist immer noch rabiat. Es ist toll, alle wieder zu sehen, wie sie die Musik genießen, so wie sie es gewohnt sind.

S: Also habt ihr als Band auch eine gute Zeit?

B: Absolut. Gestern hatten wir unseren off-Tag und eine schöne Zeit im Park verbracht. Wir hatten viel Spaß.

S: Bekommt ihr von den Fans Feedback für das neue Album?

B: Ja, auch sehr ehrliche. Generell kommt es sehr gut an. Das gibt uns Antrieb. Es scheint gut zu gehen.

S: Was ist mit den anderen drei Bands, mit denen ihr aktuell auf Tour seid (AVIANNA, EARTH CALLER, DEAD LIKE JULIET)? Ergänzt ihr euch?

B: Mit AVIANA waren wir bereits letztes Jahr auf Tour und haben uns mit ihnen angefreundet. Wir verstehen uns wirklich gut. Eine tolle Band. DEAD LIKE JULIET aus Südtirol und EARTH CALLER aus Australien haben wir erst auf dieser Tour kennengelernt. Auch sie mögen wir sehr gerne, wir amüsieren uns jeden Tag gemeinsam. Es fühlt sich nicht wie harte Arbeit an und wir helfen uns gegenseitig. Es ist ein gutes Gesamtpaket.

S: Spürt ihr in UK denn viel vom Brexit?

B: Ja, durchaus. Es ist hart, aber es ist machbar. Es ist mehr Papierkram und es ist teurer, rauszukommen. Es ist eben echt ein ‚pain in the ass‘. Es ist kein Spaß, aber wir tun, was wir können, um herumzukommen und Shows zu spielen. Wir müssen, auch wenn wir es nicht mögen. So ist es eben.

S: Gibt es noch etwas, was du den Leuten mitgeben möchtest

B: Unterstützt weiterhin die Musik und die lokalen Veranstaltungsorte. Und wir wollen demnächst neues Material veröffentlichen. Behaltet also INVISONS im Auge.

S: Das machen wir. Morgen seid ihr ja in der Schweiz?

B: Ja, wir mögen die Schweiz. Dort haben wir ein tolles Publikum. Genauso wie hier im Backstage in München. Wir sind hier schonmal aufgetreten und haben das noch gut in Erinnerung.

S: Dann wünsche ich euch nachher wieder viel Spaß. Vielen Dank für das Interview!

B: Gerne. Und pass nachher auf deine Kamera auf! (lacht)

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Dank Seepferchen in den Pit – KREATOR und LAMB OF GOD live in Berlin

Mitte März, es wird langsam wärmer, der Frühling kündigt sich an. Die Vögel zwitschen ihre bezaubernden Melodien. Am Tempelhofer Feld in Berlin lungern einige Redne… nein, warte! Das sind Metalheads! Wie unverfroren, so gekleidet zu einem Konzert der anständigen Singvögel zu gehen!

Oh, Moment, da ist die Columbia Halle. Die sind wegen LAMB OF GOD und KREATOR da… Sorry.

Ja, wie gesagt, in der richtigen Location angekommen, hüpft die Hyäne verwirrt durch die immer voller werdende Halle. Das heutige Line-Up verspricht viel. MUNICIPAL WASTE, die inzwischen legendäre Band um Randal Blythe sowie die Thrasher aus dem Pott. Was soll da bitte schief gehen?

Das Security-Team hier ist echt mega sympathisch und arbeitet auch sehr gut zusammen. Für die Fotografen ist das cool, wobei, gemessen an dem Line-Up, überraschend wenige davon da sind. Als MUNICIPAL WASTE anfängt, sind die Zuschauer schon voll dabei. Das hier ist keiner dieser Abende, bei denen die Meisten erst zur Hauptband kommen. Nach drei Songs im Graben ist klar: de Hyäne will tanzen. Bei den meisten Songs bildet sich ein Pit, mit und ohne Aufforderung des Sängers. Geil!

Das Publikum ist dabei anders als sonst, irgendwie krasser, aber auch durchmischter. Der Frauenanteil ist hoch, auch die Altersspanne ziemlich breit. Und man kommt kaum durch, so voll ist es. Zwischendrin taucht ein Dude auf, der auf seiner Weste sein Schwimmabzeichen, das Seepferdchen, aufgenäht hat. Da kann beim Crowdsurfen ja nichts mehr schief gehen!

Dann, bum, das erste Set ist vorbei. Schade eigentlich. Wo ist nochmal die Bühne?

Die Hyäne versucht, wieder nach vorne zu kommen. Die Secus bieten an, bei den nächsten Auftritten vorn neben der Bühne bleiben zu können. Gerne!

 

 

 

Am Schluss dürfen die Fotografen nicht gleich für die ersten drei Songs in den Graben. Wieso? Hm, KREATOR haben da ein bisschen Feuer gemacht. Man will ja nichts riskieren. Aber dann, stellt die Lautsprecher auf 11, das letzte Set ist in vollem Gange Die Truppe um Mille setzt Song nach Song an, wie bei LAMB OF GOD auch wird keine Zeit für große Reden zwischen den Titeln verschwendet. Es ist einfach schön, die Band so in diesem Setting mal wieder live zu erleben! Daher, bitte mitsingen: „Satan is real!…“ Oder auch nicht.

Der Abend ist viel zu schnell vorbei, wobei langsamer spielen da nicht geholfen hätte. Ehrlich gesagt, ich habe mich erst ein wenig über das Tourpackage gewundert, habe aber während dem Abend gemerkt, wie gut die Bands eigentlich zusammen passen. Und das Publikum auch! Respekt auch an die Leute, mich hat das echt berührt…

Hier unten noch ein paar weitere Eindrücke aus meiner Kamera: 






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Das unendliche Ingwer – oder so

Wie schlecht können? Wortspiele sein? Ja!

Sonntags abends irgendwo an der Spree. Und so eine merkwürdige riesige Stadt drumherum. Die Hyäne humpelt an einer Schlange Wartender vorbei, um die Abendkasse der Verti Music Hall zu finden. Es ist ja schön, neue Locations kennenzulernen, aber so ein Kram gehört leider auch dazu. Irgendwann gefunden, holt sie ihren Foto-Pass und muss fällt dabei erstmal dem Bassisten von ATREYU über die Füße. Der Gute kennt hier scheinbar Leute in Berlin.

In der Halle drin ist noch etwas Zeit, was auch gut ist, da sich der Einlass überraschend hinzieht. Die Halle ist groß und als Ergänzung zur Mercedes-Arena nebenan gedacht. Je nachdem, ab wann man eine Veranstaltungshalle als groß oder klein anerkennt, kann hier durchaus schon größere Mengen als Zuschauern eine ordentliche Show geboten werden.

Die wartenden Gäste werden mit KORN und Co. aus der Büchse und ein wenig Lightshow unterhalten und vorne albern die Securities herum. Schön. Aber nicht unprofessionell, sondern wirklich beruhigend geerdet.

Als das Licht kurz ausgeht und die Show startet, ist die Halle doch schon gut gefüllt. Die erste Band des Abends kommt raus und lässt sich nicht bitten. Für mich ist es der erste wirklich nähere Kontakt mit ATREYU und ich muss sagen, es ist gut. Die Mitglieder, irgendwie einheitlich uneinheitlich, machen untereinander einen eingespielten und lockeren Eindruck und hämmern dennoch straight ihren Core ins Publikum. Besagter Bassist kann, dank seiner Frau, ein paar Brocken deutsch und unterhält das Publikum freudig zwischen den Songs.

Dazwischen stimmt der Sänger etwas von Whitney Housten an, bricht dann ab und erklärt es als Joke. Bei genug Applaus würden sie den Song bei der nächsten Tour aber komplett spielen. Deal, oder? So geht das spielerische Metalcore am Ende viel zu schnell vorbei. Wenn die Szene um dieses Subgenre immer so ist, wieso war ich nicht schon früher auf Konzerten davon ?

Dann ist aber kurz Pause, Zeit, zu sehen, was sonst so für Fotografen da sind. Alles Zweibeiner. Ein paar Meter neben uns singen ein paar Typen minutenlang den Refrain von “Bodies” (DROWNING POOL) in Schleife. Hurra.

Als JINJER dann auf die Bühne kommen, Applaus. Die Band ist schon lange eine Größe und das zeigt sich auch im Publikum ganz deutlich. Ein sehr durchmischtes Völkchen mit viel JINJER-Shirts und textsichere Fans.

Die Band spielt unfassbar tight und über die Bandbreite von Tatianas Stimme muss man eh nichts sagen. Immer wieder habe ich den Eindruck, ob nicht jemand Bassist und Gitarrit vertauscht hat, ist Roman (Gitarre) eher der passive, der einfach sein Zeug runterzockt und Eugene am Bass der auffälligere von beiden. Krass.

 

Neben der Lightshow blinkt Tatiana in einem grellen Kostüm über die Bühne und schafft es von Anfang an, die Leute mit sich zu reißen und zuzuhören. Cool, wirklich. Mir gefällt der Weg, den diese Band geht.

 

Auch hier gilt, zu wenig Zeit für zuviel JINJER. Die Band ist doch schon reif, als Main Act zu touren, oder? Ich seh das.

Ansonsten, noch was? Ja, es heißt dann schauen was danach kommt: Tinnitus? Kater? Irgendwas ist immer…

 

 

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Volle Power im Huxleys

Ach, Berlin… Nach der Max Schmeling Halle durfte ich jetzt auch mal HUXLEYS NEUE WELT kennenlernen, den Metalschuppen in Neukölln. Was mich da wohl erwartet?

Nachdem der Einlass recht reibungslos ging, erstmal rein in den Saal, ein bisschen orientieren. Der Schuppen ist ganz kuschelig, an zwei Seiten gibt’s was zu trinken, hinten eine Empore und vorne, uh, eine Bühne Badumtss…

Passenderweise hat gerade die erste Vorband angefangen, RUMAHOY. In alte Schiffslaken eingewickelt und mit schwarzen Einbrechermützen auf dem Kopf prügeln sie sich durch ein Set unterhaltsamem Piraten-Metal und schrecken nicht davor zurück, in die 90er zu reisen und AQUA zu covern. Darauf ein Bier.

Nach kurzer Umbaupause kommen WIND ROSE und entern die Bühne. Diese ist, zugestellt mit dem Equipment von vier Bands, leider sehr beengt und auch nicht schön beleuchtet, trotzdem herrscht vorne ein wildes Gerangel, um den italienischen Power-Metal an die Berliner Fans zu verteilen. Sänger Francesco Cavalieri ist sehr präsent und haut alle Songs souverän durch. Auch Bassist Cristiano Bertocchi hat, wie die restliche Band, sichtlich Spaß. Nach einem gefühlt viel zu kurzen Set will die Band schon gehen, wird vom Publikum aber zurückgepfiffen. Wie können die bitte das Konzert beenden, ohne “Diggy diggy hole” zu spielen? War natürlich so geplant Also, nächstes Bier bitte. Also, fürs Publikum, ich muss fahren.

Danach wird es galaktisch. GLORYHAMMER bringen ihre Geschichten von Einhörnen und Hootsmen mit und müssen sich wie gewohnt einem, hm Goblin (?) erwähren. Sänger Sozos Michael, noch nicht lange in der Band, kann diesem aber erfolgreich den Hammer entwenden und trifft daneben auch jeden Ton. Das Energiebündel ist eine tolle Besetzung als Frontkämpfer, ruft aber ein paar mal zu oft “Berliiin!”. Aber egal. Für mich ist der Auftritt der nerdig-lustigen Karnevalstruppe das persönliche Highlicht des Abends, die Songs sind auf den Punkt und ich muss zugeben, die Gitarrenkünste von Paul Templing vorher noch gar nicht so auf dem Schirm gehabt zu haben. Echt, Respekt! Das Publikum geht super mit, das Licht ist auch besser, und der Tinnitus grölt bei den Powerballaden fröhlich mit. Passt.

 

 

Als letztes, nach ein paar QUEEN-Einspielern (warum eigentlich? :D) kommt dann der Main-Act auf die Bühne. eine zwei Meter hohe Quietsche-Ente. Mit im Gepäck hat das schockiert dreinschauende Tier ALESTORM (wahrscheinlich deswegen) und ballert durch ein Feuerwerk gute Laune-Metal. Sowas können echt nur Schotten.

Die Hyäne versucht, ein paar Songs zu erkennen und auf hoher See nicht ins schwanken zu kommen. So einen Abend kann man auf jeden Fall mal mitnehmen, aber ständig? Wer dafür glücklich genug ist, bitte ruf mich an Die Bands haben auf jeden Fall abgeliefert und sind erkennbar froh, mal wieder da gewesen zu sein und generell wieder richtig spielen zu dürfen. Die Hyäne freut sich auch und tanzt, dank passender Musik, ihres Weges.

 

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Nightwish – Live in Berlin

Zugegeben, ich hätte nicht damit gerechnet, dass das mal passiert. Auch noch jetzt. NIGHTWISH standen schon lange auf meiner Liste, sie mal live zu erleben. Ja, es gibt sie noch, diese großen Bands, die ich bisher noch nicht live gesehen und gehört habe. Jetzt, am 25. November 2022 ist es passiert. Die Hyäne durfte NIGHTWISH in der Max-Schmeling-Halle in Berlin sehen und sogar vom Graben aus fotografieren. Ich warte ja immer noch auf den Tag, dass mir jemand sagt, dass das alles nur ein ironischer Scherz war und ich jetzt wieder heim gehen soll. Dass du sowas wirklich glaubst, machen zu können, du Trottel!

Aber von Anfang an. Bis kurz vorher stand noch gar nicht fest, wie sicher die Tour ist. Floor Jansen hatte eine, glücklichwerweise gut verlaufene, Krebsoperation. Die Band ist gerade vielleicht eine Woche wieder auf Tour. Wow!

Nachdem ich bei dieser riesigen Halle (ja, ich weiß, für Großstädter wahrscheinlich normal. Ich komm vom Land, sorry) die Abendkasse gefunden und meinen Photo-Pass geholt habe, stelle ich mich an. Echt viele Leute hier. Aber der Einlass geht fließend und unkompliziert. Scheinbar finden hier drin neben Konzerten auch größere Sportveranstaltungen statt. Für viele ist das hier gerade nichts neues. Für eine Band von der Reichweite von NIGHTWISH macht es aber Sinn, hier aufzutreten. Es ist gut voll, vielleicht 7.000 Leute. Nagelt mich bitte nicht drauf fest. Mathe und ich sind nie gute Freunde gewesen.

Statt zwei tritt heute jedoch nur eine Vorband auf. Gegen 19:30 Uhr entern BEAST IN BLACK die Bühne. Ein quirligges Quintett mit einem lustigen Mix aus Power Metal mit Elektro-Einschüben. Zugegeben, auch diese Band habe ich vorher noch nie gesehen. Auch wenn ich sonst nie einen Fokus auf soetwas lege und es eigentlich auch keinen echten Parameter dafür gibt, finde ich die Mitglieder der Band optisch sehr unterschiedlich und man würde teilweise auch eine andere Musik von ihnen erwarten. Aber vielleicht sollte ich bei sowas meinen Kopf lieber ausschalten. Oder an, je nachdem. Sie blasen ihr Set in einer ernstzunehmenden Lautstärke auf das Spielfeld und kündigen sich für eine Signing-Session nach der Veranstaltung an, wenn jemand Bock hat. Sie haben es auf jeden Fall. So muss eine Liveshow aussehen!

Nach einer Umbaupause geht es dann los. Die Fotografen sind vorher schon unterwiesen worden, dass wir nicht sofort vorgehen dürfen, da nach dem gefallenen Vorhang noch Pyro am Bühnenrand abgeschossen wird. Ok. Trotz ca. 15 Meter dazwischen (Hyäne und Mathe…) merkt man beim letzten Kracher trotzdem noch die Druckwelle. Cool.

Und, was soll ich sagen, es war eine musikalisch einwandfreie Show, was auch sonst. Klar, das sind professionelle Musiker, auch Floor hat gut abgeliefert und hatte sichtlich Spaß auf der Bühne. Ihr merkte man am Ehesten noch an, dass ihr ein wenig der Wumms, die Kraft in der Brust fehlte und sie aus ihrer Stimme noch mehr herausholen kann. Aber wer will es ihr verübeln. Das Publikum ging von Anfang an mit, auch auf den Rängen oben. Das ist beeindruckend genug, und beweist, dass die Band es kann.

Diese an sich ist auch trotzdem weitestgehend sehr zurückhaltend über das Konzert hinweg. Floor nutzt den vorderen Bereich voll aus, nimmt Kontakt zu den Leuten auf und interagiert mit ihnen. Der Rest der Band bildet quasi eine Linie im hinteren Bereich der Bühne und konzentriert sich voll auf das Spiel. “Nur” Bassist Jukka Koskinen und Gitarrist Emppu Vuorinen laufen ab und zu mal die Bühne ab. Das ist cool, gerade Emppu ist ja ein kleiner, feiner Mann, der so großartige Melodien und Soli aus seinem Instrument herauszaubert. Dennoch wirkt die Bühne teils fast leer. Einzig die dezent eingesetzten Feuerwerkskörper und die Animationen auf den Leinwänden, die als Backdrop dienen, untermalen die Musik.

Am Schluss ist aber auch Schluss. Die Band hat einen recht großflächigen Querschnitt durch ihr Repertoire gespielt und sich wirklich auch darauf konzentriert. Floor und Troy Donockley haben sich mit den Ansagen abgewechselt, waren aber grundsätzlich zurückhaltend damit. Bandchef Tuomas Holopainen hat hinter seinen Keys residiert und war einfach nur in die Musik versunken. Nach gefühlt zu kurzer Spielzeit, nicht ganz zwei Stunden, ist es rum und die Hyäne tanzt hinaus in die Dunkelheit, vor den anderen davon. Danke, NIGHTWISH! Gerne mal wieder.

www.nightwish.com

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CABAL im Interview – Gewaltiger Push nach vorne

CABAL sind eine Band aus Dänemark. Jung, dynamisch, hart am Core. Ihr drittes Album ist diese Tage frisch geschlüpft und sie sind demnächst mit SUICIDE SILENCE auf Tour. Coole Band, coole Sache. Welche Festivals neben “eigentlich alle” sie gerne bespielen wollen und was sie so auf Social Media machen, könnt ihr hier nachlesen.

S: Danke für eure Zeit! Wie geht’s euch?
C: Gut, danke. Wir haben ja kürzlich unsere Single “Exit Wound” veröffentlicht. Bisher waren die Rückmeldungen dazu wirklich gut, das freut uns natürlich. Es ist immer spannend, etwas neues zu veröffentlichen und zu schauen, wie die Reaktionen sind. Die können ja wirklich durchaus unterschiedlich sein. Das hier ist ja jetzt gewissermaßen eine Auslage vom neuen Album, daher ist das nochmal besonders.

S: Habt ihr jetzt schon Pläne dafür? Wie sieht es mit einer Tour aus?
C: Ja, im November gehen wir mir SUICIDE SILENCE auf Never-Say-Die-Tour. Das Line-Up wird insgesamt ziemlich cool. Das ist cool, als dänische Band zweimal hintereinander bei einer Never-Say-Die-Tour mit dabei zu sein. Das ist ein Weltrekord (lachen).  Ja, es gibt darüber hinaus schon Pläne, die sind aber noch nicht offiziell.

S: Was ist momentan für euch denn spannender, wieder gleich in so einem Line-Up auftreten zu können, oder auch ein neues Album dabei zu haben?
C: Es ist natürlich gut, die Songs, die wir das ganze letzte Jahr schon im Probenraum und Studio gespielt haben, jetzt auch live spielen zu können. Wir lieben es, Musik zu schreiben, all das drumherum. Aber der Grund, weshalb wir das machen, nämlich aufzutreten, ist schon genauso wichtig.

S: Das ist ja meistens nochmal der größte Schritt, vor einem Publikum zu stehen, nicht nur den Produzenten.
C: Ja! Im Probenraum ist manchmal schon ein Minenfeld. Aber dann…

S: Das ist ja bereits euer drittes Album, wenn ich mich nicht irre. Und ihr habt auch schon eine gewisse Reputation. Was macht das nochmal für euch aus, auch an eigenen Erwartungen?
C: Es erhöht klar den Druck, weil das, was wir bisher gemacht haben, schon so gut funktioniert hat. Man muss irgendwie daran anschließen und sich daran gemessen weiterentwickeln.

S: Ich denke, ihr habt jetzt vom Label auch wirklich Support bekommen und vermutlich auch von Fans. Merkt ihr das? Oder wie ist das für euch?
C: Ja, auf jeden Fall. Das Label, bei dem wir momentan sind, hat uns ein viel breiteres Publikum ermöglicht, als wir es vorher hatten. Das bedeutet natürlich auch höhere Erwartungen, weil sie ja auch Geld in uns und das Team um uns herum investiert haben. Es sind dadurch auch mehr Leute, die wir nicht hängen lassen wollen. Aber trotzdem genießen wir das immer noch, was gerade passiert, weil man so auch eine deutliche Entwicklung merkt. Mit Nuclear Blast haben wir wirklich sehr gut zusammen gearbeitet bis jetzt. Für uns ist das wirklich ein tolles Match. Wir können an unseren eigenen Ideen arbeiten, sie lassen uns das machen und bringen manchmal einfach noch ein paar Vorschläge. Das ist ziemlich cool, so mit einem professionellen Team arbeiten zu können.

S: Seht ihr auch eine Entwicklung bei euren Fans und anderen Musikern, die auf euch zukommen?
C: Geographisch gesehen weiß ich gar nicht, wie sehr sich unsere Fanbase verändert hat. Ich denke, wir haben natürlich mehr Leute erreicht, die anderen Bands von Nuclear Blast folgen. Ein Unterschied ist bei der Wahrnehmung vermutlich, dass wir jetzt dieses Label im Rücken haben und dadurch schon ernster genommen werden.
Unsere älteren Songs waren etwas mehr deathcore-esk und tradiotioneller, wenn du so willst. Das neue Album streut jetzt etwas weiter als die beiden vorherigen Veröffentlichungen. In der Art der Anstellung, die wir jetzt haben, kam halt auch mehr Einfluss in das neue Album als früher. Und das zeigt sich auch bei den Reaktionen darauf.

“Das neue Album streut jetzt etwas weiter als die beiden vorherigen Veröffentlichungen.”

S: Denkt ihr, dass momentan eine gute Zeit für aufstrebende Bands ist, bekannter zu werden?
C: Schwierig zu sagen. Es hatten ja jetzt alle diese zwei Jahre Unterbrechung und veröffentlichen jetzt etwas neues. Die sind damit jetzt alle gleichzeitig auf Tour. Dadurch entsteht automatisch ein Wettbewerb. Trotzdem denken wir, dass wir nie zuvor so eine starke Grundlage hatten und momentan so profitieren. Es hatte vorher schon genervt, das vorletzte Album zu haben und damit nicht touren zu können. Das war schwierig und frustrierend, dennoch sind uns trotz Covid viele positive Dinge passiert, vor allem sowas wie Nuclear Blast. Es ist auf der anderen Seiten auch gut zu sehen, wieviel gute Musik jetzt veröffentlicht wird. Niemand wollte während der Pandemie wirklich etwas veröffentlichen. Bei dem letzten Album waren wir gewissermaßen dazu gezwungen, weil wir schon zu weit in dem Veröffentlichungszyklus waren. Das war Anfang April, gerade, als alles zu gegangen ist. Wir haben noch gefragt, ob wir das rückgängig machen können. Da hieß es noch “Ja, das dauert ein paar Monate, dann ist alles wieder normal”. Ja, haha (lachen).

S: Manche Bands experimentieren ja auch eher am Sound als nur mit Tempo und Technik. Denkt ihr, der Stil in dem ihr euch bewegt, wird sich da auch verändern?
C: Also was uns persönlich, so gesagt, direkt beeinflusst, gerade auch Chris, der unser Hauptsongwriter ist, sind viele Einflüsse, die in den letzten zwei Jahren über Youtube rein kamen. Input durch verschiedene Videos, aber auch durch Kommentare. Er hatte eh schon einen eigenen Stil, an Musik heranzugehen, und durch diese Zeit wurde das nochmal besonders beeinflusst. Wir hatten immer eine recht gute Onlinepräsenz und haben da auch gelernt. Wir haben TikTok gemacht und auch früh mit Patreon angefangen. Ich würde gerne LinkedIn sagen, aber das zählt nicht (lacht). Viele Online Plattformen, von denen wir früher nie gedacht hätten, dass wir sie brauchen würden, waren plötzlich während der Pandemie interessant. Facebook, Instagram, da lief so der normale Stuff, und mit Patreon konnten wir auch mal zeigen, was so hinter den Kulissen läuft und ein paar Spenden nehmen. Und TikTok ist ja eh nur so Ferz, um Unsinn zu machen. Aber sowas kommt an, viele Fans, die wir über die Jahre so bekommen haben, haben diesen Prozess auch mitgemacht und sind mit sowas eh auch mitgewachsen.

S: Ja, viele Bands veröffentlichen auch einfach Dinge wie ein Play-Through mit Instrument X durch Song Y und sowas. Beides ist auf seine Art interessant und gut. Durch die Pandemie haben die sozialen Medien für Künstler ja wirklich nochmal eine neue Bedeutung bekommen.
C: Wir wollen das auch eigentlich noch mehr nutzen. Die Möglichkeiten da sind echt cool, aber es ist wirklich auch viel zusätzliche Arbeit, wenn man fünf oder sechs Kanäle bedienen will. Meistens schreibt einer von uns eine Idee auf und versucht, die anderen davon zu überzeugen. Das ist oft lustig, kann aber auch anstrengend sein, wenn wir immer darüber diskutieren. Meistens sieht es ja nach Banalitäten aus, aber es steckt ja trotzdem Arbeit dahinter. Aber es zahlt sich auch aus. Es ist halt eben 2022, es reicht nicht mehr, nur Musik zu spielen. Du musst die Leute auch auf Social Media unterhalten (lachen). Es ist eh jeder online. Wieso das also nicht nutzen. Es fühlt sich schon influenzeresk an, was zu machen. Einmal haben wir was mit Monster gemacht. WIr haben eine nicht-rülpsen Challenge daraus gemacht. Jeder hat eine Dose bekommen und musste sie exen. Das ist witzig, sowas machen zu können. Versucht einfach, Spaß mit uns zu haben.

“Es ist halt eben 2022, es reicht nicht mehr, nur Musik zu spielen. Du musst die Leute auch auf Social Media unterhalten.”

S: Wie sieht es live aus? Habt ihr irgendwelche Festivals auf der Wunschliste, auf denen ihr gerne mal spielen wollt?
C: Oh  ja. Hellfest, Brutal Assault, Copenhell, Roskilde, Summerbreeze. Am liebsten alle irgendwie. Aber es geht so eins nach dem anderen. Rock am Ring und Bloodstock wären geil. Wir lieben es, auf Festivals zu spielen, das ist immer eine gute Zeit. Es ist einfach ein komplett anderes Feeling als Club Shows. Dieses Jahr haben wir ein paar Festivals gespielt und das war jedes Mal wie ein kleiner Urlaub. Die bist immer für ein paar Tage da, kannst die anderen Bands sehen und dir das Land anschauen, in dem du bist. Auf Club Tour bedeutet ja ein wenig, man spielt heute in England und morgen in Frankreich, zwischendrin schläfst du im Bus und hast kaum Zeit, mal rumzuhängen und dir was anzuschauen. In Tschechien gibt es das Fluff Fest, kennst du das? Das ist ein DIY-Festival, nicht ganz unser Publikum, aber echt eine coole Atmosphäre.

S: Habt ihr noch was, das ihr loswerden wollt?
C: Puh, ja. Wir haben ja schon eine Single draußen. Ende Oktober kommt dann das Album raus. Vom 5.-27. November sind wir dann auf der Never-Say-Die Tour in Europa und UK mit SUICIDE SILENCE. Da freuen wir uns drauf und hoffen natürlich, viele Leute wieder zu treffen und eine gute Zeit zu haben.

S: Cool, ja, da wünsche ich euch viel Erfolg. Danke für eure Zeit.
C: Gerne, gleichfalls. Folgt uns auf TikTok (lachen). Gute Zeit!

Puh, das war intense! Jetzt erstmal ein Monster zum runterkommen. Auf welchem Festival würdet ihr die Band denn gerne mal sehen? Und sagt jetzt bitte nicht TikTok!

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Blind Guardian – Live in Neuruppin!

In Valhalla gehen die Lichter aus. Oder nicht. BLIND GUARDIAN sind in die Fontanestadt gekommen, um 30 Jahre “Somewhere far beyond” zu zelebrieren. Ein paar Klassiker vom Wegesrand durften dabei nicht fehlen. Die komplette Saalbeleuchtung scheinbar auch nicht. Aber von vorne.

Es kommt ne Band nach Neuruppin …

Vor ca. einem Monat bin ich auf der Heimfahrt durch Neuruppin gegondelt und habe an einem Kreisel einen großen Aufsteller gesehen. Denke mir so “Lustig, ziemlich groß für eine Cover Band, auch wenn es um BLIND GUARDIAN geht.” Komme näher. “Moment, sind da doch die originalen gemeint?”. Ehrenrunde gedreht, da ma ran gefahren. “Scheiße, BLIND GUARDIAN themselves kommen nach Neuruppin!” Was ist denn hier los? Für ein paar Tage danach ist Jürgen von der Lippe in derselben Location angekündigt… Ok, da muss ich hin.

Gesagt, getan. Das vierte Album der Band mal in voller Länge live zu hören, ist schließlich noch ein Grund, mal hinzufahren. Samstag Abend, 19 Uhr. Das Kulturhaus liegt ziemlich unscheinbar am Bahnhof Rheinsberger Tor. Wenn nicht eine Horde sympathischer Metaller davor stehen würde, man käme nicht darauf, dass hier heute Abend etwas besonderes passiert (ja, genau, wir sind schon besondere Menschen. Nicht so zurückhaltend, man!).

Wenn Wege sich wieder kreuzen

Der Einlass läuft, alle sind ziemlich entspannt. Witzigerweise gibt es keine Vorband. Auf der Toilette treffe ich einen Dude, der mich fragt, was das für eine Band sei, er sei eher zufällig an eine Karte gekommen und etwas überrascht, wie hier alle aussehen. Ich erläutere es ihm kurz, dann trennen sich unsere Wege. Später während dem Konzert läuft er mir nochmal angeheitert und mit einem breiten Grinsen im Gesicht über den Weg. Läuft.

Beginn sollte eigentlich 20 Uhr sein, aber ein paar Spannungsminuten gönnt man sich noch. Statt den Vorhang runter zu lassen und einfach nur Gas zu geben, wird stattdessen erstmal ein Video darauf projeziert, welches alte Aufnahmen aus dem Studio und einigen Auftritten um das Erscheinungsjahr herum des Albums zeigen. Schön und wirklich eine tolle Idee, hätte aber auch nicht ganz so lang sein müssen.

Dann geht es los, die Band entert die Bühne. Hansi ist bei Stimme, zeigt sich zwischen den ersten paar Songs aber auch sehr redselig. Keiner der Band sei vorher in dieser Stadt gewesen, geschweige denn habe von deren Existenz gewusst. Ups. Aber egal. Wenn Fontane hier her kommt, ist ja alles wieder gut.

Dann werden einige Songs von “Somewhere Far Beyond” durchgeprügelt, dazwischen schon recht früh im Set der “Bard’s Song”. Ob das so wie bei Lemmy mit “Ace of Spades” ist? Die Saitenfraktion steht wie ein Brett und man merkt, dass die Band die Songs wirklich intensiv geprobt haben und froh sind, wieder live spielen zu können. Hansi ist ein zufrieden überlegenes Lächeln ins Gesicht geschrieben und er lässt nicht selten das Publikum teilhaben und ganze Passagen singen. Mit fortschreitendem Abend kommt die Band immer mehr in den Fluss, anfängliche Zurückhaltung legt sich ziemlich schnell. Der Funke war von Anfang an da, aber man merkt doch, dass alle immer noch wieder ein wenig in das live-Feeling zurückkommen müssen.

Die Lightshow ist dabei wirklich gut auf die Musik abgestimmt. Trotzdem irritiert es etwas, dass die Saalbeleuchtung zeitweise angeht und die Show dadurch doch etwas an Atmosphäre verliert. Schade, wieso ist das so? Das Publikum ist textsicher und wirklich von Anfang bis Ende konzentriert dabei, aber dennoch etwas passiv. Außer mitsingen, klatschen und Pommesgabel bewegt sich eigentlich niemand. Schade eigentlich, merkt man doch, dass hier wirklich alle (ja, doch, eigentlich…) wissen, weshalb sie hier sind.

Dennoch, die gut zwei Stunden Show vergehen wie im Fluge. Der Drummer  bekommt ein kurzes Solo, leider geht er optisch hinter der Lightshow etwas unter. Auch die beiden Sessionmusiker am Bass und Keys fallen positiv auf, obwohl sie sich dezent im Hintergrund halten.

1.000x gute Laune!

Die ca. tausend Besucher sind zufrieden, am Ende wird das Konzert mit “Valhalla” und “Mirror Mirror” beendet. Die Band scheint auch zufrieden zu sein, Hansi wurde sein Gelaber vom Anfang vergeben (er hat noch Witze gemacht, dass der Rest ihn dafür hasst). Dass hier auch Eltern mit (volljährigen) Kindern zusammen aufs Konzert gehen, ist für diese Musikrichtung ja nichts ungewöhnliches und ein schönes Bild. Ich treffe den Szeneneuling aus der Toilette nochmal wieder (man, wie das klingt…) und er sagt, dass es ihm wirklich gefallen hat. Das freut mich. Mir auch, es war erst das zweite Mal für mich, BLIND GUARDIAN live zu erleben. Ich bin froh, die Band so gut beieinander zu sehen. Sie ruhen sich nicht auf dem aus, was sie bisher geleistet haben, sondern arbeiten bis heute daran, es noch immer so abliefern und sich musikalisch auch weiterentwickeln zu können. Das garantiert ihnen bis heute einen festen Platz in der Community und ein immer noch wachsendes Publikum. Was will man mehr.

Blind Guardian

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BLIND GUARDIAN – faster, harder, Koloraturen

BLIND GUARDIAN – “The God Machine”

Veröffentlichungsdatum: 02.09.2022
Länge: 51:03 Min. 
Label: Nuclear Blast
Genre: Speed Metal

Kinder: don’t do drugs! Müssen wir nicht drüber reden. Außer… ein Blinder, der eigentlich einen Security-Job hat, kommt und drückt sie euch mit Metal vermengt und in Scheiben gepresst in die Hand. Dann dürft ihr eine Ausnahme machen. Der kennt sich damit aus. Er ist quasi euer Deal… BLIND GUARDIAN des Vertrauens.

“The God Machine”, inzwischen das zwölfte Studioalbum der Band, geht wieder weg von dem Pfad des bombastisch aufgepumpten Klangschwergewicht, den seine Vorgänger eingeschlagen hatten. Stattdessen wird das Gaspedal wieder ein wenig wiederentdeckt. Weniger ist ja auch manchmal mehr, und die Abwechslung machts, das weiß man ja.

Deliver Us From Evil” ist auch schön eingängig, man wird nicht sofort in’s kalte Wasser geworfen, aber Steine schmeißen ist schon erlaubt. Also… musikalisch. Der Song rockt, klare Abschnitte, man versteht auch den Gesang. Klar, bei BLIND GUARDIAN nicht ungewöhnlich, aber Hansi verkünstelt sich nicht in Koloraturen. Danke dafür. Und man kann sein Genick schön warmschütteln.

So, wer hat Koloraturen gesagt? “Damnation” lässt da was anklingen… Hansi hat sich warm gesungen und singt jetzt einem kleinen Chor was vor, der ganz enthusiastisch hinterher brüllt. Schön, zum Song passt es jedenfalls. Aber die ausgeweiteten Gesangslinien höre ich trotzdem! Damn… Nein, lassen wir das. Der Song ist in den Gesangsparts nicht so flott wie der Opener, macht ihn durch die Wechsel aber auch interessanter.

Dann “Secrets Of The American Gods“. Welche jetzt? Dünnes Eis. Meine Eindrücke dazu sind im Grunde so nichtssagend wie Religion im Allgemeinen in meinen Augen. Musikalisch gesehen ist es ein typischer BLIND GUARDIAN Song, harmonisch und textlich gesehen. Schön, aber unscheinbar. Skip.

Violent Shadows” ist zumindest ein schöner Titel. Könnte auch als Bandname funktionieren. Oder für eine Biker Gang. Und die Schatten sind fix unterwegs. Der Song hat Potenzial, die Gitarren werden hier, wie André auch im Interview erwähnt, mal etwas an ihre Genzen gebracht und rein auf dieser Basis neue Richtungen erkundet, statt ein ganzes Orchester zu bitten.

Und, was soll ich sagen, es geht gut weiter. “Life Beyond The Spheres” bringt neue musikalische Elemente ins Spiel, BLIND GUARDIAN machen genau das, was Bands am besten machen, wenn sie nicht gerade MOTÖRHEAD waren. Ihre bewährten Wiedererkennungsmerkmale behalten und ständig neue Sachen ausprobieren und drum herum basteln. Ich find’s super!

Architects Of Doom“, “Let It Be No More“, durch bis “Destiny“, als langjähriger Teilzeit-Fan dieser Band kann ich nur sagen, ich kann gut schlafen mit dieser Dosis. Wir alle wissen, wie die letzten zweieinhalb Jahre waren und es ist einfach Zeit, das Thema so langsam auslaufen zu lassen. Diese Platte hat jetzt ihre Zeit und ich bin froh, dass BLIND GUARDIAN so etwas vorlegen. Nach ihrer jetzigen Tour dann kommendes Jahr mit “The God Machine” auf große Tour gehen zu können, dürfte auf jeden Fall ein interessanter Termin für viele Fans sein.

www.blind-guardian.com

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Interview BLIND GUARDIAN – Immer noch Perfektionisten

In meiner Zeit beim Silence Magazin durfte ich ja schon einige Bands interviewen. Etwas, wofür ich sehr dankbar bin und mich jedes mal wieder über den Vertrauensvorschuss sowohl des Magazins als auch der Label und letztendlich auch der Bands freue. Dass man dabei meist wirklich ganz unabhängig von “Größe” und Reputation der Gruppen angenommen wird, macht mich immer wieder sprachlos und ich frage mich, ob das wirklich passiert. So auch jetzt wieder. Ich darf einfach ein Interview mit BLIND GUARDIAN führen! Das ehrt mich sehr und ich freue mich total, mit André Olbrich über die momentane Situation seiner Band, der Kulturszene insgesamt und die musikalische Entwicklung von BLIND GUARDIAN unterhalten, feiert “Somewhere Far Beyond” schließlich bereits sein 30-jähriges.

S: Hallo! Danke, dass du dir die Zeit nimmst! Wie geht’s?
A: Ja, gerne gerne. Jetzt, wo wir wieder live spielen dürfen, geht’s wieder besser. Es war ja eine harte Zeit mit der zwei-Jahrespause. Aber, seit Mai sind wir wieder unterwegs, haben wieder Festivals gespielt und haben wieder gesehen, wie wichtig das für alle Leute ist, Musik zu genießen und genießen. Seitdem geht es eigentlich allen wieder besser.

S: Ja, das hört man eigentlich überall, wie sich das wirklich so merkbar auf das Allgemeinbefinden auswirkt, einfach dass das wieder möglich ist.
Kommt denn bei euch schon so langsam wieder Tourfeeling auf? Oder muss man sich da erst wieder dran gewöhnen?
A: Ja, man muss sich langsam einleben. Also, es ist natürlich ein Sprung, wenn man so lange nicht auf der Bühne gestanden hat und zu Hause ist, muss man sich erstmal wieder an gewisse Sachen gewöhnen. Ich sag mal, zum Beispiel, im Tourbus schlafen, da hat man dann die ersten Nächte etwas Schwierigkeiten, bei dem Geholper zu schlafen, aber auch da gewöhnt man sich wieder dran. Jetzt im September fängt ja die “Somewhere Far Beyond Tour”, die von letztem Jahr auf dieses verschoben wurde, an. Da geht’s ja auch richtig mal wieder am Stück los. Da sind wir mal wieder den ganzen Monat auf Tour, da freue ich mich drauf, das wird mal wieder ein Erlebnis.

S: Was bedeutet das für euch, mit dem Album so nochmal auf Tour zu sein?
A: Ja, das Album mal wieder einzuproben war schon was Besonderes. Wir wollten das nicht einfach nur runterspielen, in Anführungszeichen, sondern wir wollten schon schauen, dass wir auch diese Energie und diese Magie, die in dem Album steckt, rüber bringen. Und das ist nicht ganz so einfach, weil viele Sachen höllisch schnell sind. Einige Sachen sind damals natürlich im Studio entstanden, und wir haben das damals nicht mal im Ansatz richtig geil spielen können. Das war halt ein Album und wir haben das halt damals im Studio so drauf gehauen. Aber das war natürlich unsere Leistungsgrenze. Das ist immer noch richtig schwierig zu spielen. Wir sind heute immer noch Perfektionisten, wir wollen wirklich jede Noten akkurat spielen. Ich sag mal, wir haben schon drei bis vier Monate richtig intensiv geprobt, um da überhaupt hinzukommen, damit das überhaupt so rüberkommt. Inzwischen, muss ich sagen, haben wir das ziemlich gut drauf. Meiner Meinung nach klingt es jetzt besser als auf dem Album. Für mich klingen die Stücke jetzt so, wie sie klingen müssen.

S: Habt ihr dadurch auch nochmal einen Unterschied zu neueren Alben gemerkt?
A: Ja, es ist ja auch eine etwas andere Stilistik, die wir inzwischen spielen. Natürlich haben diese alten Songs auch so diesen Zeitgeist von damals. “Somewhere Far Beyond” ist ja Anfang der Neunziger entstanden. Wenn man sich so überlegt, Anfang der Neunziger, da war einiges noch anders, da haben wir noch jedes Wochenende zwei, drei Tage in Heavy Metal Clubs rumgehangen, die pickepackevoll waren und man die ganze Nacht Metal gehört hat. Und das Lebensgefühl war ja irgendwie auch ein ganz anderes. Sowas haste heute ja gar nicht mehr. So gesehen ist es natürlich ja auch schwierig, das zu vergleichen.

S: In der Zwischenzeit hat sich die Hörerschaft ja aber auch vergrößert und neue, jüngere, hinzugewonnen.
A: Ja, natürlich. Ich denke, für unsere jüngeren Fans ist es auf jeden Fall eine interessante Sache, mit dem Speed Metal vertraut zu werden. Jetzt kommt ja von uns “The God Machine”, das ja auch sehr Speed Metal lastig ist. Allerding muss ich sagen, ist das ein sehr moderner Speed Metal, also das Songwriting ist sehr viel moderner und nicht so angestaubt, sag ich mal. Aber ich denke mal, es ist wichtig, dass man die Essenz, diese Energie, die im Speed Metal steckt, weiter in die heutige Zeit trägt und auch der jüngeren Generation mal vor die Füße wirft und sagt “da habt ihr mal geile Musik” (lacht).

“…es ist wichtig, dass man die Essenz, diese Energie, die im Speed Metal steckt, weiter in die heutige Zeit trägt und auch der jüngeren Generation mal vor die Füße wirft und sagt ‘da habt ihr mal geile Musik’”

S: Ich hab auch das Gefühl, viele jüngere sind wirklich auch offen dafür, auch für so einen Vergleich.
A: Ja, es sieht ganz gut aus. Meiner Meinung nach passt das in der momentanen Zeit auch ganz gut rein. Die Zeit fühlt sich momentan hart an. Seit der Pandemie hat sich viel geändert. Es ist nicht mehr so in Harmonie wie es vorher war. Viele Sachen sind so ein bisschen chaotisch und meiner Meinung nach… Also, ich brauche momentan härtere Musik um meine Gefühle so auch zu kanalisieren. Ich brauch das als Ventil. Dementsprechend war es auch ein natürlicher Weg, wieder härter zu werden. Einfach den Frust, den man aufbaut, oder auch Aggression, damit klarzukommen und das zu verarbeiten. Ich denke, dass das gerade auch den jungen Leuten so geht, die plötzlich zwei Jahre lang ihren Hobbies nicht mehr nachgehen können. Die sind auf einmal zu Hause eingeschlossen. Da baut sich natürlich Frust auf. Und am besten kannst du das meiner Meinung nach über Musik wieder in den Griff kriegen. Musik ist da ein gutes Heilmittel. Du hörst dir ein paar harte Bands an und kannst das eventuell als Ventil benutzen.

S: Gerade auch, wenn man so Sachen wie Sport nicht machen kann, dann noch mehr als sonst.
A: Genau, mehr als sonst.

S: Eigentlich wirklich interessant, dass sich die Pandemie nicht nur auf die Musik, sondern auch auf das Hörverhalten selbst so sehr auswirkt. Ohne Pandemie wären wir jetzt sicherlich woanders.
A: Ja, ganz bestimmt. Einige Sachen wären sicherlich anders gelaufen. Aber es ist, wie es ist. Man muss sich darauf einstellen. Man sollte auch nicht davon ausgehen, dass es wieder so wird wie es war. Man sieht ja jetzt schon viele Veränderungen. Das wird sich noch weiter so fortführen. Man muss sich arrangieren und wir als Band versuchen, das Beste daraus zu machen. Wir haben jetzt schon gesehen, allein die Reiserei zu den Festivals ist eine ganz andere Situation als früher. Die Situation an den Flughäfen. Du weisst nicht mehr, ob du dein Gepäck von A nach B kriegst, musst da stundenlang warten. Alles ist unsicher geworden. Für einen Trip, für den du früher 4-5 Stunden gebraucht hast, bist du jetzt zum Teil zwanzig Stunden unterwegs. Es ist ein ganz anderer Aufwand. Man hat immer so ein Risiko, ob du eine Show eventuell absagen musst, oder ob glücklicherweise doch alles funktioniert. Das ist momentan alles schon sehr gewagt.

S: Seht ihr darin auch einen gewissen Einschnitt für den bisherigen Ablauf Album-Tour-Album-Tour…?
A: Ja, man muss flexibler sein, glaube ich. Man kann nicht mehr so langfristig planen wie man es früher konnte. Da war das klarer, man hatte über den Zeitraum von einem ganzen Jahr die Shows gebucht, und sich eine Welttour zusammen gebucht. Das wäre jetzt momentan viel zu riskant. Man muss kleinere Blöcke buchen und kurzfristiger denken. Und sollten irgendwelche Restriktionen kommen, muss man auch einen Plan B haben, was mache ich dann in der Zeit, wenn ich nicht touren kann. So gesehen haben Hansi und ich schon gesagt “Ok, sollte da noch was kommen, dann arbeiten wir sofort wieder auf Songwriting und nutzen die Zeit, um an Songs zu arbeiten”. Ansonsten geht die ja irre viel Zeit verloren. Es kommt dann ja auch kein Geld rein. Wir müssen ja auch davon leben. Du musst ja auch gucken, dass du deine Arbeit gemacht kriegst, um am Ende alle deine Kosten bezahlen zu können. Viele Bands gehen daran momentan, glaube ich, zugrunde. Wenn man da nicht flexibel sein kann, dass da vieles den Bach runter geht. Also, das ist da momentan eine ganz tragische Situation.

“Man muss flexibler sein, glaube ich. Man kann nicht mehr so langfristig planen wie man es früher konnte.”

S: Allerdings. Das ist tragisch, dass es sich so entwickelt. Habt ihr aber den Eindruck, dass sich das aber auch als “Motor” auswirkt und sich musikalisch auf die Experimentierfreudigkeit auswirkt?
A: Ja, auf jeden Fall. Wir sind eine Band, die immer nach vorne schaut, die auch mit jedem Album versucht, was innovatives an den Start zu bringen. Auf dem Album “The God Machine” haben wir Songs wie “Life Beyond The Spheres”, der so ein bisschen in Richtung Cyberpunk-Soundtrack geht. Sowas haben wir bis jetzt nie gehabt, das ist für uns vollkommen neu. Es fügt sich aber als interessantes Element völlig gut in unsere Musik ein. Das bringt selbst den alteingesessenen Fans, die von Anfang an dabei sind, wieder einen Überraschungsmoment, so dass man sagt “Oh, sowas hätte ich jetzt nicht erwartet!”. Auch “Destiny” am Ende des Albums geht in eine Richtung, die wir bis jetzt nicht hatten. Da gibt es unglaublich viele Gitarrengeschichten, die ich mir ausgedacht hab, die schon andere Sachen machen, als ich das bisher so gemacht habe. Das ist schon eine andere Art von epischem Song als zum Beispiel auf dem Album “Beynd The Red Mirror”. Da haben wir halt viel Orchester eingesetzt, um epischer zu wirken. Bei “Destiny” ist es jetzt wieder mehr das Gitarrenorchester, sag ich mal, das da im Vordergrund steht.  So gesehen finde ich schon, dass da viele innovative Elemente drauf sind. Teilweise verknüpft mit traditionellen Trademarks. Wir haben ja auch wieder viel Speed Metal aufgegriffen. Aber ich finde, man merkt schon, dass wir heutzutage schon auch mehr unsere Erfahrungen mit einbringen und diesen originalen Speed Metal Sound weiterentwickeln. Wir versuchen, das auch in die heutige Zeit zu bringen. Meiner Meinung nach klingen diese Songs nicht angestaubt, sind zeitgemäß für 2021/22. Und das ist das Wichtige daran. Du kannst ja ruhig deine Trademarks übernehmen. Gute Chöre oder gute Refrains, die man mitsingen kann. Viele Gitarrenmelodien. Aber es muss meiner Meinung nach immer auch neue Elemente haben, und auch irgendwie modern klingen. Das erfüllt das neue Album für mich. Deswegen glaube ich auch, dass wir unserer Linie da treu geblieben sind und an unsere vergangene Arbeit anschließen, obwohl wir irgendwie ein neues Kapitel aufmachen.

S: Das ist es ja gerade, was es ausmacht, das finde ich cool, dass es immer so ein Wiedererkennungsmerkmal gibt, und man ist, wo man heute steht und nicht immer das selbe Album wieder hört. Das finde ich super. So entsteht ja auch eine Geschichte. Es ist ja sicher auch interessant, die Reaktionen auch live von der Bühne aus zu sehen.
A: Ja, wir werden uns einiges einfallen lassen müssen für 2023. Wir haben die Tour immer noch nicht gebucht. Wir würden gerne eine Welttour machen, aber wir werden bis zum letzten Moment abwarten, einfach um zu sehen, was ist wirklich, was ist erlaubt, gibt es neue Restrikitionen oder nicht. Und dann werden wir im Herbst überlegen, wie die weiteren Schritte sind. Aber ich denke schon, dass wir 2023 dann schon eine “God Machine” – Welttournee machen werden und entsprechend ein paar Songs vom Album spielen. Da werden wir die Bühne und die Lichtshow dann auch entsprechend darauf abstimmen.

S: Cool, das klingt echt vielversprechend. Ich bin gespannt.
Habt ihr denn momentan irgendwas, was euch auf dem Herzen liegt und was ihr sagen wollt?
A: Wir hoffen natürlich, nachdem klar geworden ist, dass die kulturelle Szene keinen Stellenwert hat in unserer Gesellschaft, sondern sozusagen als erstes gecancelt wird, und nicht unterstützt wird, hoffen wir natürlich, dass dieses Loch, das da entstanden ist, wieder aufgefangen werden kann. Dass nicht zuviele Veranstalter und Bands den Bach runter gehen. Ich hoffe, dass uns da tatsächlich noch was erhalten bleibt. Kultur ist wichtig und Musik ist wichtiger als vielleicht einige Politiker glauben. Ich hoffe, dass es da für uns weitergeht, und dass sich da auch ab 2023 wieder eine Sicherheit einstellt, auf die man bauen kann. Man braucht ja einfach Planungssicherheit. Ohne das ist nicht viel besser als der Lockdown. Für die Fans ja auch. Dass die wissen, wenn eine Show angekündigt wird, dann findet die auch statt. Ich habe so viele Freunde, die sagen “Hey, ich hab da noch zehn Tickets am Kühlschrank hängen, da hängt ein halbes Vermögen und die Shows sind alle abgesagt!”. Und das kann es ja nicht sein. Es muss mal wieder ein klares Statement kommen, auf das man sich verlassen kann, dass Kultur auch mal wieder planen und buchen kann und nicht so in der Luft hängen bleibt, wie es momentan ist. 

“Kultur ist wichtig und Musik ist wichtiger als vielleicht einige Politiker glauben.”

S: Kultur verbindet ja auch, ein Auto verbindet ja nicht so wie Kultur.

A: Ja, total. Kultur ist wirklich wichtig für die Seele!

 

Ja, puh. Ich höre durchaus viel Frust und Pessimismus gegenüber der durch die Pandemie entstandenen Situation und die Art ihrer Entwicklung. André zeigt aber dennoch, dass die Band es schafft, dadurch nicht auf verquere Wege zu geraten und im Grunde genommen das Einzige zu tun, was sie sinnvoll versuchen können: an dem festhalten, was ihnen wichtig ist und einfach immer das zu versuchen durchzuboxen, was sich in der Situation machen lässt. Sich selbst gegenüber, aber auch aus Sicht der Fans. Um das Wir geht es ja schließlich. Gerade auch in der jetzigen Situation. Und als Band haben sie dafür eine wirklich wichtige Rolle, die sie ausspielen können, und das wissen sie.

Ich bin sehr froh darüber, wie dieses Gespräch gelaufen ist und wünsche BLIND GUARDIAN und auch allen anderen Gruppen, bald mit wieder weniger Sorgen und Einschränkungen touren zu können.

Blind Guardian

Der Beitrag Interview BLIND GUARDIAN – Immer noch Perfektionisten erschien zuerst auf Silence Musik Magazin.