Ah, der Winter. Im Winter soll es rumpeln, denn wo es rumpelt, da ist Wärme. Bei FORNHEM rumpelt es gewaltig. Früher stapften zwei Trolle hurtig durch den Schnee, nun sind’s drei, aber die Musik, sie bleibt die gleiche: Wie schon auf “Et Fjärran Kall”, dem phänomenalen Debüt der Schweden, hat sich auch auf “Stämman fran Berget” das ein oder andere mindestens so klirrend-kalte wie epische Riff eingefunden, um in herrlich altmodischer Eintracht bei mir und allen anderen Verehrer:innen des naturverliebten Black Metals der 90er Jahre dieses merkwürdige Glücksgefühl zu erzeugen, das mit Fug und Recht von sich behauptet, einzigartig zu sein.
Riffs im Raum, die Trance erzeugen – FORNHEM können’s einfach
FORNHEM haben mal verraten, woran es liegt, dass ihre überlangen Lieder so gut funktionieren: Sie geben dem Riff den Raum, den es braucht. Und wer es nicht selbst gespürt hat, wird es vermutlich nicht verstehen, aber so ist es auch diesmal wieder. Wir haben es mit Liedern zu tun, die die 10 Minuten gerne hinter sich lassen, und doch werden sie trotz einer beeindruckenden Abwechslungslosigkeit niemals langweilig, ja, sie würden sogar an Qualität verlieren, ließe man auch nur eine Wiederholung weg, gäbe es nur eine Nuance weniger zu hören und vor allem zu spüren. Es sind ja auch immer wieder Nuancen unterschiedlich zwischendurch, aber eben nur Nuancen; und wenn dann der Charakter eines Liedes sich durch einen plötzlichen Akkordeinbruch mal verändert, wirkt es umso stärker.
Meister des gepflegten Über- und Untergangs
Früher hätte ich vermutlich von Magie oder so fabuliert, aber dieses Werk evoziert das Früher, und so haue ich auch nun einen raus: FORNHEM sind Magier, und wer mit ihnen durch die karge winterliche Landschaft stapft, erfährt eine innere Ruhe und Erhabenheit, die halt nur Musik vermitteln kann, und zwar diese. Dabei klingt sie rau, aber nicht primitiv, und das ist gut so, denn anders würde es nicht wirken; anders wären die immer wieder famosen Übergänge von heftig rockenden zu episch-hymnischen Riffs kein so berauschendes Erlebnis wie sie einfach nicht müde werden zu sein.
Diese Übergänge zeichnen die Band aus und erlauben uns, in ihre Welt einzutauchen. Ja, selbst das Ende, das zwölfminütige und besonders minimalistische “Untergang”, in dem FORNHEM mit Nietzsche einen Berg hinab steigen, wirkt und wird nicht langweilig, selbst beim zwanzigsten Durchlauf brauche ich es noch, um von der hypnotischen und dezent nach Bier schmeckenden Reise zuvor unbeschadet heimzukehren, als Absacker sozusagen, und mit diesem schönen Bild im Kopf geht’s dann jetzt bitte in den Wald.
Spielzeit: 37:16 Min.
Veröffentlichung am 5.11.2021 auf Trollmusic
Tracklist FORNHEM – “Stämman från Berget”
1. Den Längsta Dagen
2. Uþarba Spa
3. Förlist
4. Stämman från Berget
5. Untergang